Tipps & Tricks – Inhaltsverzeichnis

Auch auf dem Wasser sind wir verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Die meisten unerfahrenen Wasserwanderer kennen diese Gefahren nicht oder schließen von ihrer Erfahrung auf dem Land auf die Gefahr. Das kann manchmal zu fatalen Irrtümern führen. Daher lasst uns gemeinsam über die möglichen Gefahren auf dem Wasser nachdenken. Denn wie sagt das Sprichwort so treffend?

Gefahr erkannt? Gefahr gebannt!

Große Motorboote, Hausboote, Flöße, etc.

Die großen Motorboote, Hausboote, Flöße, etc. dürfen auf unserer Seenplatte vielfach GANZ OHNE FÜHRERSCHEIN gefahren werden. Die Kapitäne dieser Schiffe haben also nicht nur keine Erfahrung, wie man so ein großes Boot fährt und dabei Risiken vermeidet (weil sie die Risiken oft gar nicht kennen): Sie haben auch keine Ahnung, wie man so ein großes Boot fährt. Stellt euch einfach vor, ihr gebt eurem 17-jährigen Kind die Autoschlüssel in die Hand  und schickt es mit einem 40-Tonner in die Einkaufsstraße mit Fußgängerverkehr.

Das bedeutet für uns: Wir halten uns von diesem großen Booten und den Wegen, die sie fahren, möglichst fern. Das geht nicht immer und überall; doch da wo es geht, meiden wir sie.

Für die Motorboote gilt auf dem Wasser und insbesondere in den Kanälen Rechtsverkehr (wie auf der Straße). Wenn ihr von vorn oder von hinten ein Motorboot kommen seht, bleibt einfach nahe an der Uferseite, an der ihr gerade seid. Macht keine Kamikaze-Aktion, um selbst vor dem Motorboot auf eure rechte Seite zu kommen!

Auch auf den See schaut immer mal wieder nach den großen Motorbooten. Und wenn euch jemand zu nahe kommt, dann weicht lieber vor ihm aus. Zwar gilt auf dem Wasser, dass die Motorboote vor uns ausweichen müssen; aber bist du sicher, dass das auch der Kapitän des 30-Tonnen-Schiffs, das da auf dich zufährt, weiß? Würdest du dein Leben oder das deiner Kinder darauf verwetten?

Schleusen

Wer weiß, wie er sich in einer Schleuse verhalten muss, hat schon die halbe Miete eingefahren. Wer dann noch aufpasst, dass er nicht in Probleme gerät, weil ein anderer das nicht weiß, der hat die Gefahr nahezu ganz gebannt.

Immer wieder passiert es, dass Hobbykapitäne großer Hausboote ihr Boot in der Schleuse zu fest oder zu lose an der Schleusenwand festmachen. Für uns Kanuten bedeutet beides eine erhebliche Gefahr. Daher schauen wir auch nach den Leuten auf den großen Booten. Sollten wir IRGENDEINE mögliche Gefahr erkennen, rufen wir laut. Der Schleusenwart beobachtet zwar den gesamten Vorgang und wird die Gefahr im Allgemeinen sehr viel früher erkennen; doch auch er kann nicht alles sehen.

Tipp: Wartet geduldig, bis die großen Schiffe still an der Schleusenwand liegen, bevor ihr euch dazwischendrängt. Manchmal machen die Matrosen dieser Dickschiffe ihr Boot nicht gut genug fest, so dass es von der Wand wegtreibt. Und wenn es unten euer Boot zerdrückt, dann merken die da oben auf dem Deck davon gar nichts. Es ruckelt für sie nicht einmal.

Hört unbedingt auf alles, was euch der Schleusenwart sagt! Diese Personen kennen ihre Schleusen. Und sie haben schon ALLES gesehen. Sie wissen sehr genau, warum sie euch was sagen.

Nacht (nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang)

So eine Nachtfahrt hätte schon was, nicht wahr?! Aber sie ist lebensgefährlich, wenn ihr nicht absolut sicher wisst, was ihr macht!

Bei Nacht sind unsere Kanus wegen der niedrigen Silhouette praktisch unsichtbar auf dem Wasser. Dazu kommt, dass die Boote meist in dunklem Rot oder Grün gehalten sind, was das Erkennen nicht gerade erleichtert. Wenn ihr dann ein Motorengeräusch im Dunklen hört und nicht wisst, was ihr jetzt noch tun könnt, damit der euch nicht überfährt, wird es wirklich, wirklich, wirklich gefährlich.

Vermeidet Fahrten nach Sonnenuntergang und vor Sonnenaufgang! Nicht nur, weil der Gesetzgeber das sowieso will und verlangt; sondern auch, weil es sehr gefährlich ist. Und selbst dann, wenn ihr nach Sonnenuntergang in der Dämmerung noch gut gucken könnt: Mit jeder Minute schwindenden Lichts werdet ihr auf dem Wasser immer unsichtbarer für andere. Und was nutzt es euch, wenn ihr zwar genau gesehen habt, wie das andere Motorboot erst auf euch zu und dann durch euch durchgefahren ist; wenn der Motorboot-Fahrer euch nicht (mehr rechtzeitig) sehen konnte, bevor er euch überfahren hat?

Wetter

Das Wetter wird nur dann zur Gefahr, wenn wir es leichtsinnig auf die leichte Schulter nehmen. Schaut euch jeden Tag den Wetterbericht an! Fragt im Zweifel Einheimische, Mitarbeiter des Campingplatzes oder erfahrene Paddler, wie sie das Wetter einschätzen.

Aber Regen ist keine Gefahr. Noch nicht einmal Starkregen. Und auch Gewitter sind es nur sehr bedingt; und anders als die meisten glauben.

Gewitter

Wie schon im Abschnitt „Wetter – Wann kann ich paddeln, wann nicht?“ beschrieben: Gewitter sind per se erst mal keine Gefahr, solange ihr nicht mitten auf dem See fahrt. Unseres Wissens wurde noch nie ein Paddler vom Blitz erschlagen oder auch nur getroffen. Von Bäumen, unter denen Paddler „Schutz“ suchten, jedoch schon häufiger.

Sonne

„Die Sonne scheint auf dem Wasser zwei Mal! Einmal von oben; und einmal als Reflexion vom Wasser her.“, sagt das Sprichwort. Wer würde beispielsweise an Land daran denken, sich auch Sonnencreme hinter die Ohren, auf die Ohren oder unters Kinn zu schmieren? Spätestens wenn die Ohren glühen, oder der Sonnenbrand am Kinn das Sprechen schwer macht, wisst ihr, was ihr vergessen habt.

Cremt euch auch die Oberschenkel gründlich ein, denn die haltet ihr den ganzen Paddeltag still in die Sonne. Deckt die freien Oberschenkel mit einem Handtuch ab, wenn ihr sie lange genug in die Sonne gehalten habt. … oder freut euch auf den Sonnenbrand des Todes, wenn die Oberschenkel aussehen, wie ein gar gekochter Hummer.

Sonnenbrand

Die medizinische Empfehlung lautet „20 Minuten pralle Sonne am Tag; an sehr heißen Tagen möglichst die direkte Sonne ganz vermeiden“. Das können wir als Wasserwanderer gar nicht einhalten. Deshalb müssen wir uns ganz besonders vor einem möglichen Sonnenbrand schützen:

  • ggf. langärmeliges, leichtes und weites Shirt tragen
  • ggf. lange, leichte Hose tragen
  • Mütze aufsetzen!
  • Handtuch in den Nacken und auf die Oberschenkel legen
  • ALLE ungeschützten Hautpartien mit Sonnencreme mit starkem(!) Lichtschutzfaktor eincremen; auch mehrmals am Tag; ganz besonders aber:
    • Nase
    • Gesicht
    • Kinnpartie & Hals
    • Nacken
    • Ohren (auch hinter den Ohren)
    • Oberarme (die Unterarme sind häufiger dem Wetter ausgesetzt und daher oft unempfindlicher)
    • Oberschenkel
      Alle diese Körperpartien sind oft stundenlang der prallen Sonne ausgesetzt und brauchen den besten Schutz, den sie bekommen können
  • Verkürzt an super-heißen Tagen eure Tagesetappe oder teilt sie zumindest in mehrere Etappen mit längeren Pausen im Schatten auf den Campingplätzen ein. Nutzt die Pausen doch einfach als Bade- und Ess-Pausen!

Sonnenstich

Wenn die Mütze fehlt, brennt die Sonne den ganzen Tag unbarmherzig auf Kopf und Nacken. Und dann ist es bis zum Sonnenstich nicht mehr weit: Die Sonne reizt die Hirnhaut; das Hirn schwillt an. Die ersten Anzeichen sind leichte Desorientierung, nachlassende Konzentrationsfähigkeit, beginnende Kopfschmerzen, einsetzende Nackenschmerzen. Später geht es dann weiter mit Übelkeit, Erbrechen, eventuell auch Fieber und Bewusstseinsstörungen.

Wie vermeiden wir einen Sonnenstich?

Haltet den Kopf kühl! Taucht eure Mütze immer mal wieder ins Wasser und setzt sie euch so nass auf den Kopf. Wer keine Mütze dabei hat, kann dasselbe mit einem Handtuch oder einem T-Shirt machen.

Was tun gegen Sonnenstich?

Schatten, Kopf erhöht lagern, viel trinken, Kopf kühlen, … Wenn sich die Symptome verschlimmern: Notarzt rufen!

Dehydration – (lies: zu wenig Trinken)

Das Hauptproblem, das wir immer und immer wieder erleben: Die Leute trinken zu wenig. Sie haben ihre winzigen Wasserfläschchen dabei, die in der Stadt, wenn man im Schatten von Laden zu Laden oder mal eben schnell in den Park huscht, sicherlich ausreichen. Aber auf dem Wasser, wo wir KEINEN SCHATTEN haben, müssen wir trinken, trinken, trinken. 4-5 Liter trinken. An heißen Tagen und langer Paddelzeit in praller Sonne durchaus mehr. Denn wir schwitzen viel, weil der Körper verzweifelt versucht, die Temperatur zu halten, während wir ohne jeglichen Schatten der prallen Sonne ausgesetzt sind. Und wir paddeln den ganzen Tag, machen also über viele Stunden des Tages hinweg in dieser prallen Sonne ein mehr oder weniger leichtes Workout.

Da wir auf dem Wasser oft einen mindestens leichten – und scheinbar kühlenden – Wind haben, bemerken wir solche Gefahren, wie Sonnenbrand und Dehydration oft erst sehr spät. Deshalb müssen wir ihnen bewusst vorbeugen!

Die leichte Dehydration erkennen wir an (zunächst leichtem) Durst, trockener werdender Haut und stark gelbem Urin. In schwereren Fällen sinken die Augen ein, die Haut wird noch trockener und anfangs gelegentliches, später anhaltendes Herzrasen setzen ein. Dann folgen ein Absinken des Blutdrucks, zunehmende Orientierungslosigkeit, Konzentrationsschwäche und Lethargie; bis hin zu Bewusstseinsstörungen, Kollaps, Ohnmacht, Delirium und Koma.

Nehmt das Trinken nicht auf die leichte Schulter! Macht alle halbe Stunde eine kurze Pause und trinkt ganz bewusst einige Schlucke Wasser. Trinkt über den Tag hinweg mindestens 3, besser 4-5 Liter Wasser. Und nehmt euch GROẞE WASSERFLASCHEN mit. Die 1,5 Liter-Flaschen aus dem Supermarkt sind ein guter Anfang. Dazu zwei, drei weitere dieser Flaschen im (erreichbaren) Gepäck – im Canadier also einfach irgendwo im Boot; im Kajak zwischen den Beinen oder hinter dem Sitz im Boot.

Auf das Zelt kann man verzichten und nachts im Freien schlafen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist dass man aufwacht, weil es regnet oder weil Ameisen einen besuchen kommen. Doch wer auf genügend Trinken verzichtet, gefährdet seine Gesundheit.