Tipps & Tricks – Inhaltsverzeichnis

Nicht der Regen, sondern der Wind ist der Feind der Kanu-Fahrer!


Wie zuverlässig ist der Wetterbericht?

Für eine langfristige, grobe Prognose ist der Wetterbericht einigermaßen tauglich. Auch, wenn es um die nächsten Stunden geht, kann man dem Wetterbericht im Allgemeinen weitgehend trauen. Doch alles dazwischen ist in unserer Seenplatte wegen seiner zahllosen Besonderheiten schlicht Schamanismus. Und das nicht, weil die Meteorologen logen, oder so; sondern weil wir hier wirklich so viele Besonderheiten haben, dass wir hier vor Ort ein eigenes Wetteramt bräuchten.

Schaut morgens auf den Wetterbericht! Schaut in den Himmel! Und beobachtet das Wetter während des Tages immer wieder; ganz besonders, wenn schwieriges Wetter (böiger Wind, starker Wind, Gewitter, etc.) angesagt ist. Und schätzt dann ab, was ihr in den nächsten Stunden machen wollt.

Die Langfrist-Vorschau des Wetterberichts über mehrere Tage hinweg ist nur eine ganz grobe Richtlinie! Jeden Tag ändert sich unser Wetterbericht. Und dabei verschiebt sich das angesagte Wetter meist und mildert sich oft sogar erheblich ab, je näher der Termin der „Umsetzung“ des vorhergesagten Wetters rückt.

Um ein Beispiel zu bringen: Zu Pfingsten 2024 ist deutschlandweit sehr dramatisches Wetter angesagt gewesen. Im Saarland ist Zweibrücken sogar stellenweise regelrecht abgesoffen. Und hier? Obwohl auch für Mecklenburg „starke Gewitter und schwere Wolkengüsse“ angesagt waren: Wir hatten am Pfingstsonntag einen – durchaus kräftigen – Schauer von ca. 15 Minuten Dauer und in der Entfernung von einigen Kilometern grummelten Gewitter. Davor und danach schien hier jedoch die Sonne. Und am Pfingstmontag sah es ähnlich aus: Für ca. 15 Minuten etwas stärkeren Regen (mit ein paar Hagelkörnern) und davor und danach ruhiges Wetter; bis nachmittags um 16 Uhr sogar mit viel Sonne. … und obendrein mit Windstille, also nahezu perfekt fürs Paddeln; sieht man von den jeweils 20 Minuten unangenehmem Wetter ab.

Kann ich bei Regen fahren?

Aber sowas von! Gerade bei Regen verändert sich die Natur gravierend. Die Vögel werden leiser; der Regen rauscht in den Blättern und plätschert auf dem Wasser, … der Geruch der Natur verändert sich. Und das Wasser wird „geglättet“, es paddelt sich also gerade in diesem Wetter leichter.

Was es braucht, sind die richtigen Regen-Klamotten!

Im Kajak ist man dank Spritzschutzdecke schon mal gut „abgedichtet“. Dazu eine wasserdichte Regenjacke oben drüber und eine Schirmmütze auf; … et voilá! … man ist auf dem Wasser trockener als an Land. Und im Canadier funktioniert es bei Windstille oder leichtem Wind sehr gut mit einem einfachen Regencapé/-poncho. Bei mehr Wind darf es gern eine Regenjacke sein oder man bindet sich einen „Gürtel“ um den Poncho bzw. zieht einfach die Schwimmweste über den Poncho. Dazu eine kurze Hose und schon ist der Regen kein Problem mehr.

Und wenn wirklich mal starker Regen angesagt ist: Lasst doch einfach das Zelt aufgebaut, wenn ihr noch an Land seid. Oder verkürzt eure Tagesetappe einfach und baut euer Zelt noch im Trockenen auf. Dann kriecht rein, holt das Handy raus und hört ein Hörbuch oder lest ein bisschen, während der Regen auf das  Zeltdach prasselt. Wenn der Schauer vorbei ist, könnt ihr ja weiterfahren. Meist ist die Natur danach auf eine ganz besondere und beeindruckende Art verändert; so dass so eine Fahrt unmittelbar nach einem kräftigen Regenschauer zu etwas ganz Besonderem und Eindrücklichen wird.

Kann ich bei Gewitter fahren?

Grundsätzlich: Ja. Oder hast du jemals gehört oder gelesen, dass ein Paddler vom Blitz getroffen wurde?!

Losfahren bei (sich ankündigendem) Gewitter ist allerdings eine schlechte Idee! Du bist gerade an Land? Dann suche Schutz! Baue das Zelt noch einmal auf, setze dich rein, lies ein Buch und warte, bis das Unwetter vorbeigezogen ist! Oder gehe in eine nahe gelegene Kneipe und schaue dir das Wetter durchs Fenster an.

Da Gewitter oft mit mehr oder weniger schweren Böen einhergehen, ist jedoch der Wind das bei Weitem größere Problem. Viel eher als dass jemand vom Blitz getroffen wurde, wird er von herabfallenden Ästen oder umstürzenden Bäumen getroffen.

Du bist gerade unterwegs und es überrascht dich? Dann fahre in den Schutz des Uferbereichs! Bleibe weit genug vom Ufer entfernt, dass dich herabfallende Äste nicht treffen können! Bleibe so weit aus dem Schilf, dass du dich im Notfall sehr schnell bewegen kannst, wenn ein Baum umstürzt. Dann packe dich gut ein (Regenjacke, Mütze, Tarp, Regenponcho, etc.) … und erzählt euch Geschichten! Unwetter dauern meist nicht lange. Sitzt es einfach aus!

SUCHT. NIEMALS. SCHUTZ. UNTER. BÄUMEN!!!!

In Sturmböen, die das Gewitter oft mitbringt, können Äste abbrechen. ALLE LAUBBÄUME SIND IN DER LAGE, IHR EIGENES „TOTHOLZ“ ABZUWERFEN! Das können sie sogar bei Windstille. Und sie werden die Gelegenheit des Windes dazu nutzen. Das gilt auch – und insbesondere – für den ufernahen Baumbewuchs. Oft sind es Erlen, Weiden, Birken oder Buchen. All diese Bäume werfen ihr Totholz urplötzlich ab oder brechen – wie die Weiden – plötzlich auseinander oder es brechen ganze Äste mit frischem Laub ab.

Bleibt stattdessen in der seewärtigen Zone des Schilfes. Weit weg von Bäumen. Zumindest weit genug, dass ihr nicht von herabfallendem Holz getroffen werden könnt. Beobachtet das Ufer! Bleibt so weit weg vom Ufer, dass euch kein umfallender Baum treffen kann. Und wenn das nicht geht: Dann bleibt die gesamte Zeit über aufmerksam und bereit, in Windeseile wegpaddeln zu können, wenn doch mal ein Baum in den See stürzt.

Kann ich bei Wind fahren?

Wind ist der Feind aller Paddler. Denn fast immer weht er so, dass er auf der ganzen Tour von vorn kommt. (Keine Ahnung, wie er das hinbekommt und wer ihm von meiner Tour erzählt hat.) Insofern ist es weniger eine Frage des „Könnens“ (also Dürfens), als vielmehr eine Frage des „Könnens“ (also Vermögens, es zu schaffen).

WICHTIG: In unserer Seenplatte gibt es einige Seen, die bei bestimmten Windrichtungen selbst bei relativ wenig Wind überaus anstrengend oder sogar gefährlich sind. Wir werden euch bei der Tourenbesprechung darauf hinweisen.

Dürfen darfst du bis Windstärke 6 fahren. (Alles darüber hinaus ist schlicht lebensmüde!) Wollen wirst du hingegen eher schon bei Windstärke 4 gegenan überlegen, ob du nicht einen paddel-freien Tag einlegen oder deine Tour umplanen willst.

Die Müritz ist bei bestimmten Windrichtungen schon bei Windstärke 3 nicht mehr ohne erhebliche Risiken befahrbar.

Hat der See Schaumkronen, fahrt nicht mehr weiter! Dann wird es wirklich gefährlich, wenn ihr nicht absolut genau wisst, was euch erwartet; und wie ihr euch verhalten müsst, um Risiken zu minimieren und Gefahren zu vermeiden! Dreht um! Fahrt auf einen nahe gelegenen Campingplatz. Macht einen Landausflug. Fragt wenigstens die Einheimischen, was sie zu diesem Wind sagen; und ob es okay ist, jetzt noch über den See zu paddeln.

Der Wind baut auf dem See nach und nach Wellen auf. Aus der Sicht des Windes sind die Wellen am Anfang noch relativ klein, wachsen aber, je mehr Anlauf der Wind über den See bekommt. Am Ende des Sees (aus der Windrichtung gesehen) sind die Wellen also stets am höchsten.

Tipp: Paddelt immer auf der Luv-Seite des Sees; also auf der Seite, die dem Wind zugewandt ist! Auf dieser Seite ist wegen der sogenannten „Landabdeckung“ der Wind am schwächsten; oft ist es da sogar fast windstill, während der Wind nur wenige Hundert Meter weiter draußen auf dem See wild wütet und Schaumkronen auf die Wellen zaubert. So spart ihr enorm viele Kräfte, selbst wenn ihr einen Umweg paddelt.

Paddel-Verbot zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang!

Aus Sicherheitsgründen (und weil es der Gesetzgeber so will) dürfen wir zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang nicht paddeln. Das heißt: Nicht erst, wenn es dunkel wird; sondern schon dann, wenn die Sonne am Horizont untergeht; also etwa 30-40 Minuten vor dem eigentlichen Dunkel-Werden.

Wenn ihr ein schlechtes Timing habt; und es nicht bis zu eurem Ziel schafft, MÜSST ihr den nächstgelegenen Campingplatz ansteuern. Im Fall der Fälle bedeutet das durchaus, dass ihr auch wieder 20, 30 oder mehr Minuten zurückpaddeln müsst.

Falls ihr dennoch nach Sonnenuntergang unterwegs seid:

Im Dunklen sind wir mit unseren Kanus sehr, sehr schlecht zu erkennen. Andere Boote können wegen eurer niedrigen Silhouette und der meist dunklen Boote praktisch nichts von euch sehen. Habt eine weiß leuchtende Taschenlampe dabei! Leuchtet damit in Richtung der Geräusche, wenn ihr Motorengeräusche auf dem Wasser hört. Und ruft laut „Achtung! Hier sind wir!“. Leuchtet dann euch selbst an und wieder in Richtung der Geräusche!

Tipp: Falls ihr zu zweit seid – einer hält ein weißes T-Shirt hoch; der andere leuchtet es mit eurer Taschenlampe an. So gebt ihr einen recht großen und hellen Fleck auf dem Wasser ab und euer „Feind“ kann euch leichter erkennen und vor euch ausweichen.

Nehmt das wirklich ernst, denn auch der Andere muss euch erst mal identifizieren und dann eine Richtung suchen, um euch nicht zu überfahren! Und meist hört er euch sehr schlecht, weil sein eigener Motor so laut brummt und knattert.